Jules Vernes berühmter Ausspruch Mobilis in Mobili - zu Deutsch in etwa „Bewegung in Bewegung“ oder „Veränderlich in der Veränderung“ - beschreibt treffend das Mobilis-Projekt im Brüsseler Stadtteil Anderlecht, dessen Konzept auf Nachhaltigkeit, Mobilität und Flexibilität beruht. Dieses energieneutrale Gebäude wurde mit BREEAM Outstanding ausgezeichnet, der höchsten Zertifizierungsstufe für Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Ressourcennutzung. Ein wesentlicher Baustein hierbei war die markant gefaltete und mit Low Carbon Energy 72/38 von AGC Glass Europe verglaste Fassade.
Im Auftrag von D'Ieteren, der führenden belgischen Unternehmensgruppe für den Import und Vertrieb von Automobilen, wurde das 10.000 m2 große Gelände innerhalb weniger Jahre in einen kühnen und multifunktionalen Stadtkomplex mit der 3,5-fachen Fläche des ursprünglichen Geländes transformiert. So beherbergen die Räumlichkeiten von Mobilis nicht nur Showrooms und Werkstätten für die von der D'Ieteren-Gruppe betreuten Marken Volkswagen, Škoda und SEAT/CUPRA, sondern bieten auch Platz für die gewerbliche und industrielle Nutzung sowie für Büros und Arbeitsbereiche.
Design und Konstruktion
Im November 2018 wurde seitens D'Ieteren Immo in Kooperation mit den Brüsseler Stadtarchitekten ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, aus dem XDGA, Boydens und UTIL als Siegerteam hervorging, indem es die anspruchsvollen Ziele des Wettbewerbs erfolgreich in ein innovatives und zugleich praktisches Design umsetzte. Durch einen kreativen und unkonventionelle Denkansatz lassen sich die Räume flexibel an wechselnde Anforderungen anpassen – ganz im Sinne der Vision von D'Ieteren, das Mobilis-Gebäude nicht nur für kommerzielle Zwecke, sondern auch für eine Vielzahl von Aktivitäten langfristig nutzbar zu machen. Während die Ausstellungsräume von Volkswagen, Škoda und SEAT eine ganze Etage einnehmen, können in den verbleibenden Räumlichkeiten Büros, Co-Working-Spaces, Sport- und Fitnesseinrichtungen, ein Museum, Restaurants und Cafés sowie eine urbane Landwirtschaft auf dem Dach untergebracht werden.
Die technische Umsetzung des vierstöckigen Gebäudes bringt diese ambitionierte Zielsetzung klar zum Ausdruck. Während in der zweiten und vierten Etage Kassettendecken aus Beton Verwendung finden, bestehen die Decken im ersten und dritten Stockwerk aus einer leichten und abgehängten Stahlkonstruktion. Ein individuell konfigurierbares und flexibles System sorgt für eine anpassungsfähige Infrastruktur, wodurch sich die Räume nahezu grenzenlos gestalten lassen. Jedes Geschoss wurde hierbei mit einer Höhe von 7 Metern ausgeführt, um eine maximale Nutzungsflexibilität zu gewährleisten. So können bei Bedarf Zwischendecken eingezogen werden, falls die zukünftige Nutzung keine volle Raumhöhe erfordert.
BREEAM und Be Circular
D’Ieteren legte besonderen Wert auf klimaneutrale und energieeffiziente Technologien und Verfahren, um das Mobilis-Projekt langfristig zukunftsfähig zu gestalten. Die Geothermie greift auf die konstante Temperatur des Untergrunds zurück, um eine bedarfsgerechte und effiziente Klimatisierung des Gebäudes zu gewährleisten – unabhängig von Nutzungsmustern oder spezifischen Anforderungen einzelner Räume. Dank der Kombination aus solarer Energiegewinnung, passiver Belüftung und ressourcenschonender Regenwassernutzung wurde Mobilis schon im ersten Jahr nach seiner Eröffnung als visionäres „Gebäude der Zukunft“ bezeichnet.
Die konsequente Umsetzung der Projektvision hat Mobilis sowohl die BREEAM-Zertifizierung „Outstanding“ als auch renommierte Auszeichnungen wie den „Be Circular“-Preis eingebracht. So wurde Mobilis bereits Ende 2020 – vier Jahre vor seiner Fertigstellung – von der Region Brüssel-Hauptstadt als einer der Gewinner dieses renommierten Wettbewerbs ausgezeichnet. Neben dem rückbauorientierten Umgang mit dem Bestandsgebäude nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft würdigte die Jury insbesondere die Bauweise von Mobilis – mit einer auf 100 Jahre ausgelegten Tragstruktur und modular abnehmbaren Plattformen.
Low Carbon Glass-Fassade
Auch die Glasfassade stellt einen architektonischen und technischen Gewinn dar: Die vom im belgischen Sint-Niklaas ansässigen Hersteller Polypane gelieferten Verglasungseinheiten wurden mit Low Carbon Energy 72/38-Glas ausgeführt und strukturell mit Edelstahlprofilen verklebt, um einen gewissen Ziehharmonika-Effekt zu erzeugen. Dieses gestalterische Detail ist ein charakteristisches Merkmal des Gebäudes – sichtbar bleiben lediglich die schlanken, vertikal verlaufenden Profile der darunterliegenden Metallstruktur. Geschäftsführer Franky Symoens zeigt sich stolz auf das erzielte Ergebnis und die erfolgreiche Umsetzung des Projekts. "Mit seiner intelligenten Kombination aus Wärmedämmung, Lichtdurchlässigkeit und Sonnenschutz erfüllt das eingesetzte Glas höchste Anforderungen – und ist damit die perfekte Lösung für jede Jahreszeit. Aus konstruktiver Sicht erweist sich die gefaltete Fassade als äußerst interessant: Das Glas wurde direkt auf ein Edelstahlprofil geklebt und anschließend auf die Stahlkonstruktion montiert.
Für die Herstellung des Low Carbon Energy 72/38-Glases setzt AGC auf ein nachhaltiges Konzept: Rohstoffe werden verantwortungsvoll beschafft, moderne Schmelzöfen sind energieeffizient und ein hoher Anteil an Scherben im Gemenge reduziert den Ressourcenverbrauch deutlich. Das Projekt vereint demnach zwei zentrale Zukunftsthemen: Kreislaufwirtschaft und Mobilität. Mit dem multifunktionalen, flexiblen und nachhaltigen Gebäude wurde D'Ieterens Ziel, Mobilis als Bindeglied zwischen Stadt, Bewohnern und Wirtschaft zu etablieren, konsequent und überzeugend umgesetzt.